Statt RepairCafé (Bad Säckingen): Wir haben es satt (Berlin)
Üblicher Weise bin ich einmal in jedem Quartal in Bad Säckingen im RepairCafé aktiv. Und noch eine zweite Veranstaltung in Freiburg hätte an jenem Samstag. 20. Januar
2024 meinen Besuch verdient. Aber als zwei Wochen vorher eine Art Bauernaufstand über Deutschland fegte, der tatsächlich schon ein mulmiges Gefühl machen kann, spürte ich: der richtige Ort für jenen
Samstag ist die Bundeshauptstadt. unter dem Motto "wir haben es satt" ruft ein unglaublich vielfältiges Bündnis von NGOs zum besonnenen Protest gegen eine seit Jahrzehnten etablierte vernichtende
Landwirtschaft und Landwirtschaftspolitik in Berlin auf.
"Essen ist politisch" ist einer der Slogans, der auf den Kampagnen-t-shirts steht und das sehe ich tatsächlich auch so. Und es gibt Dinge, die man tun muss, sonst ist man kein Mensch...
(Brüder Löwenherz, Astrid Lindgren).
Du kannst hier meine Abwesenheitsnachricht für das RepairCafé als eigenen
Aufruf zur Demo meinerseits lesen.
Ist meine Atmung Klima-schädlich?
Selbstverständlich fragt die Atmosphäre nicht danach, woher CO2-Emissionen kommen, sondern schert sie über einen Kamm. Ebenso wie jede Emission aus Holzverbrennung trägt daher ausgeatmete Luft zur globalen Erwärmung bei.
Wie viel?
Die Antwort kannst du in der neusten Version meines Rechenblatts finden.
Dazu ist etwas Routine im Umgang mit Tabellenkalkulation (LibreOffice) empfehlenswert. Du kannst aber fragen...
Ideal ist download und Bearbeitung mit einer lokalen Installation von LibreOffice! Eingaben sind nur auf dem zentralen Tabellenblatt "Prozesse" erforderlich.
Auch das Umwelbundesamt hat seinen CO2-Rechner für Privatpersonen aktualisiert und bildet jetzt
"Konsum" etwas differenzierter ab. Dazu wird auch Hintergrundinformation (Stand
2022) geliefert
Freispruch!
Das rechtlich bereits unanfechtbare Urteil mit ausführlicher Begründung wurde uns Angeklagten inzwischen zugestellt. Lesenswert vor Allem für Menschen, die sich in ähnlicher Sache vor Gericht rechtfertigen möchten. (Nachtrag 06.01.2024). Text mit geschwärzten Namen
Die Hauptverhandlung wurde von allen Beteiligten fair gestaltet. Schon früh stellten alle Angeklagten ihre Beweggründe ausführlich, aber nicht langatmig, vor. Im Wesentlichen bestritten Michael Scheuer und Bernhard die Verwerflichkeit des zivilen Ungehorsams, Afra und Michael Salzgeber stellten die verheerenden Folgen der Klimakatastrophe für immer mehr direkt betroffene Menschen in den Vordergrund.
Die Richterin befragte anschliessend die Zeugen: zwei PKW-Fahrer, die bei ihrer morgendlichen Fahrt behindert wurden und zwei Bedienstete der Polizei. Es erwies sich, dass die erfahrenen Einschränkungen für die betroffenenn Menschen nur geringfügig waren: Verspätungen von bis zu 20 Minuten.
Relativ überraschend verkündete die Richterin noch vor der Vernehmung der letzten Zeugin den Vorschlag, das Verfahren einzustellen,
worauf der Staatsanwalt einwilligte!
Die Angeklagten berieten sich und einigten sich darauf, auf einen Urteilsspruch zu bestehen.
So kam es noch zur Einreichung einiger schriftlicher und eines verlesenen Beweisantrags von Seiten der Angeklagten - die allesamt durch die Richterin (nach eingehender Lektüre) abgelehnt wurden.
Mit Spannung hörten die Teilnehmenden dem Plädoyer des Staatsanwalts zu. Er forderte keine unmittelbar wirksamen Geld- oder Haftstrafen, sondern lediglich "Verwarnungen" mit einer Bewährungsauflage!
Alle Angeklagten plädierten hingegen auf Freispruch und bezogen sich vor Allem auf die nicht erfüllte Verwerflichkeits-Anforderung für eine Rechtswidrigkeit.
Im "letzten Wort" würdigten die Angeklagten jeweils den fairen Ablauf des Verfahrens und luden die Richterin zu mutiger Ausschöpfung ihres Ermessensspielraums ein.
Katja Beyerle überlagte nicht mehr lang, sondern sprach nun sehr schnell ihr Urteil: Freispruch der Angeklagten. Sie begründete das mit der Abwägung relativ geringer Beeinträchtigungen für die wenigen Betroffenen und wies einen Hinweis des Staatsanwalts auf die über zwei Stunden nicht mögliche Nutzung der beiden blockierten Fahrstrecken als zu theoretisch ab, da keine "Geschädigten" aufzufinden waren. Sie liess sich nicht nehmen, noch darauf hinzuweisen, dass sie viel zugehört habe und zum Abschluss auch selbst gehört werden wolle: ihr Urteilsspruch sei nicht als politischen Aussage zu werten, sondern eine sachliche Rechtsgüter-Abwägung. "Wäre die blockierte Strasse eine Autobahn und die Anzahl geaschädigter und Dauer der Behinderung deutlich grösser gewesen, wäre das Urteil anders ausgefallen" (Zitat sinngemäss).
Ausgehend von den Gedanken zu Wahrheit und Verantwortung möchte ich unter Bezugnahme auf meinen Lebensweg verständlich machen, warum ich zivilen Ungehorsam nun für wichtig und angemessen
halte.
Grafik in hoher Auflösung
Unter Bezugnahme auf die "Wuppertal-Studie" möchte ich die Dringlichkeit und
Radikalität notwendiger Veränderungen anschaulich machen.
Ausgehend von den Gedanken zu Wahrheit und Verantwortung möchte ich unter Bezugnahme auf meinen Lebensweg verständlich machen, warum ich zivilen Ungehorsam nun für wichtig und angemessen
halte.
Grafik in hoher Auflösung
Unter Bezugnahme auf die "Wuppertal-Studie" möchte ich die Dringlichkeit und
Radikalität notwendiger Veränderungen anschaulich machen.
Verteidigung (zu 18.09.2023, Bensheim)
Ich möchte meine Verteidigung in freier Rede führen. Dazu habe ich mir Leit-Begriffe und zu diesen Leit-Gedanken gewählt.
Jede der Moderationskarten enthält auf der Rückseite Notizen zu den Leitgedanken.
"Es muss sich alles ändern".
Meine Argumentation wird in die EInschätzung münden, dass - selbst wenn der weite Gewaltbegriff aus Absatz 1 des § 240 StGB akzeptiert wird - die Bedingung
"verwerflich" nicht gegeben ist, welche nach dem Gesetz Voraussetzung einer Rechtswidrigkeit wäre.
Neben meiner eigenen Einschätzung kann dies ein Fachartikel von Christian Laue - Professor am Institut für
Kriminologie in Heidelberg - belegen.
Gerichtsverhandlung: 18.09.2023, 9 Uhr, Bensheim (öffentlich)
Vier der fünf Aktiven vom 06.09.2022 (Heppenheim) sind für den Montag, 18.09.2023 gemeinsam zur Gerichtsverhandlung geladen. Die Anklage lautet (anonymisiert zur
Wahrung von Datenschutz-Rechten):
"...werden angeklagt, am 06.09.2022 in Heppenheim gemeinschaftlich handelnd
andere Menschen rechtswidrig mit Gewalt zu einer Handlung, Duldung oder einem Unterlassen genötigt zu haben.
Die Angeschuldigten entschlossen sich zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt am Tattag durch eine Sitzblockade im Straßenverkehr eine Protestaktion der Aktionsgruppe " Letzte Generation"
durchzuführen. Gegen 08:15 Uhr setzten die Angeschuldigten diesen Plan auf der 8460 in Heppenheim in Höhe des Kreisels an der Aral-Tankstelle an der Lorscherstraße um und führten eine Sitzblockade in
beide Fahrtrichtungen durch. Die
Angeschuldigtenn nnn sowie Bauer-Ewert begaben sich dazu mit einem Banner mit der Aufschrift "Letzte Generation" unmittelbar am Kreisel auf den Fahrstreifen stadtauswärts. Die Angeschulidgten ooo,
ppp und qqq wiederum begaben sich ebenfalls mit entsprechenden Bannern auf den Fahrstreifen stadteinwärts und klebten dort jeweils eine ihrer Hände mit Sekundenkleber an der Fahrbahn fest. Durch die
entstandene Blockade konnten, wie von den Angeschuldigten beabsichtigt, beide Fahrstreifen nicht mehr durch den Verkehr genutzt werden, der sich deswegen sowohl stadteinwärts als auch stadtauswärts
erheblich staute. wodurch unter anderem die Zeugen xxx und yyy durch den sich stauenden Verkehr an der Weiterfahrt gehindert wurden. Die Blockade wurde gegen 10:45 Uhr durch die Polizeibeamten
beendet.
Vergehen, strafbar nach
§ 240 Abs. 1, Abs. 2 des Strafgesetzbuches
§ 25 Abs. 2 des Strafgesetzbuches"
Ich habe mich entschieden, sehr grundsätzlich und rein ethisch zu argumentieren und aus dem juristischen Regelwerk einzig die Bedingung "verwerflich" aus § 240 Abs. 2 zu
diskutieren, die ja eine erhebliche ethische Komponente hat. Ich will die Beteiligten - insbesondere Richterin Katja Beyerlein und Staatsanwalt Thomas Betten - sehr persönlich ansprechen.
Das heisst konkret: sie einladen, den Weg des zivilen Ungehorsams bzw. zunächst der Abwägung unter Befragung des Gewissens und Berücksichtigung ihres
(vielleicht: unseres gemeinsamen??) Wertesystems zu gehen. Wichtig ist mir dabei, dass ich selbst in optimaler
Verfassung im Gerichtssaal präsent sein werde so wie von solidarischen Menschen unterstützt werde. Eventuell gelingt es mir, einen Freund als "Laienverteidiger" mit zu beteiligen.
Es ist zu erwarten, dass es ein langer Verhandlungstag wird. Bisher erlebte ich nur Verhandlungen mit einem
einzigen Angeklagten. Wir vier Angeklagte sind im Vorfeld im Austausch. Es wird wenigstens ein regulärer Verteidiger (Rechtsanwalt) für einen Mit-Angeklagten aktiv sein.
...
...
Ich freue mich über substanzielle Unterstützung. Gleichzeitig bitte ich euch, nicht mit PKW anzureisen. Ihr würdet mir damit das Gefühl der umfassenden Solidarität nehmen. Meine Losung ist eindeutig: car is over. Das kommt weder aus Willkür noch aus dem Drang, mich aufzuspielen. Es ist ein Resultat der ernsthaften Beschäftigung mit Wuppertal-Studie und den Berichten des Sachverständigenrats (nach Klimaschutzgesetz), die keine andere Schlussfolgerung zulassen als: "es muss sich alles ändern". Ich setze dabei weniger auf die Angst als Motiv als auf die Sehnsucht nach einer ganz real Menschen-freundlicheren Welt ohne Lärm und Bedrohlichkeit des heute noch akzeptierten Transportsysteme.
I "love" my bicycles.
Blockade am Friedrichplatz / Rosengarten
(das Verfahren wurde eingestellt)
Video-Bericht
Presse: RNZ
Presse: Echo online
Presse: t-online
Video-Reportage: RON TV (ab 06:30)
Radeln bis die Bahn kommt
03. und 04.September 2022, Darmstadt
Der slogan spielt auf zweierlei Aspekte an:
1. Die Bahn kommt nicht (oder nach langer Zeit...). Das wissen alle, die in Deutschland öffentlichen Nahverkehr in Anspruch
nehmen ;-)
2. Es ist ernsthaft so: das Fahrrad als Zubringer-Fahrzeug bis die Bahn kommt - nämlich zum Bahnhof ist unschlagbar und weist ökologisch eine vielfach besserer Effizienz auf als jeder Bus und sogar als eine Strassenbahn.
Wir konnten unsere Erfahrungsstation (...) am 04. und 05. September mit dem Netzwerk Naturpädagogik Darmstadt e.V. nun als Prototyp der Öffentlichkeit vorstellen.
Ziel ist es, die Station allen Menschen, die in der Region jungen Leuten Wege aus der Klimakrise erfahrbar machen möchten, die Anlage jederzeit kostenlos zum Leihen zur Verfügung zu stellen - ab Darmstadt und bevorzugt zum Klima-neutralen Transport mit Lastenfahrrad etc.
Wie bereits beim Einsatz im privaten Umfeld, waren die Kinder nicht zu bremsen (Wir schafften das dann halbwegs, als wir den Fahrrad-Generator durch das Auladen eines Pedelec-Akkus mit 60 Watt belasteten - es war die rekordfahrt eines jungen Atlethen auf dem Marktplatz am Sonntag).
Wichtig ist die Botschaft:
es ist eine Spielerei. Das wirkliche Potential des Fahrrads (und sonstiger
Human-Powered Vehicles so wie der Füsse) liegt im
Ersatz unnötiger Fahrten mit Motorfahrzeugen Dazu nur die folgende Denkanregung: eine Tour mit den Gören zur Kindertagesstätte und zurück mit „Mittelklassewagen“ – Benzinmotor – verursacht bei einer einfachen Entfernung von 4 km etwa 1 Kilogramm direkter CO2-Emission. Meine Schreibtisch-Beleuchtung (LED, 3 Watt) dürfte, wenn sie mit Dreckstrom1 betrieben würde, 200 Tage je 4 Stunden leuchten, um Vergleichbares anzurichten. Sie wird aber im Sommer mit Strom aus einer Insel-PV-Anlage und im Winter notfalls mit Strom aus einer Bürger-Energiegenossenschaft (erneuerbare Energiequellen) betrieben. Es geht letztlich darum: das Fahren von Motorfahrzeugen so unattraktiv wie möglich und die Fortbewegung mit eigener Kraft angenehm und Erlebnis-reich zu machen. Oder in Kauf zu nehmen, dass wir (die Welt-Gesllschaft) beim Versuch, die Erwärmung der Atmosphäre auf unter 2 Grad zu beschränken, kläglich versagen werden. |
1Gemeint ist, mit der Mischung, die 2022 aus den Steckdosen kommt – Reste von Atomkraftwerken, Kohlekraftwerke und freilich zunehmend Sonnenn- und Windenergie
Künftig wollen wir die Erfahrungsstation allen Menschen kostenlos zur Verfügung stellen, die für Kinder Lösungsansätze zur Klimakrise erfahrbar machen möchten. Wir suchen noch einen Standort - möglichst in Darmstadt - wo wir die Anlage lagern und der Öffentlichkeit zugänglich machen können. Ideal wäre es, den Verleih mit eine klimaneutralen Transport per Lastenrad oder ähnlich zu verbinden!
Für Interessierte an der Nutzung, der finanziellen Unterstützung und auch am Nachbau gibt es eine ausführliche "Projektskizze" zum download.
PKW war gestern
31.07.2022 - Botschaft auf der Strasse
Wenn der Expertenrat für Klimafragen eine Berechnung des Umweltbundesamtes bestätigt, welche die Verfehlung eines Einsparziels (Klimaschutzgesetz) in einem Sektor feststellt, ist die Regierung unmittelbar in der Pflicht, ein Sofortprogram aufzulegen. Genaus das geschah bezüglich des Jahres 2021 sowohl im Gebäudesketor als auch im Verkehrssektor.
Bei der Mobilität ist die gesetzliche Vorgabe um 3,1 Millionen Tonnen (2 %) überschritten. Die Mitte Juli verkündeten Sofortmassnahmen (pdf zum download) als Reaktion auf den "Notstand" hält wenigstens der VCD für völlig unzureichend und auf den Strassen läuft business as usual.
Die Thematik hat mehr Aufmerksamkeit verdient!
Zu fünft waren wir daher nach sorgfältigen Vorüberlegungen in der Nacht vom 30. zum 31.07. auf der L 3105 unterwegs und hatten auf der Fahrrad-Tour kleine Eimer mit selbst angerührter Farbe aus Sportplatzkreide und Wasser bei uns. Dies, weil die Dauerhaftigkeit angemessen ist und weil wir keine Farbe der Natur übergebn wollten, "die wir nicht auch essen würden".
Aus Gründen der Sicherheit waren wir mit Warnwesten unterwegs und ein Gruppenmitglied übernahm an unseren Stationen immer die Verkehrs-Sicherung.
Da am Sonntag eine grössere Publikumsveranstaltung am Keilfelder Hof angesetzt war, wählten wir den zugehörigen Strassenabschnitt als Station für die erste Ausfertigung unseres geplanten Schriftzugs:
PKW war gestern
Steig aus
Fahr Rad
An der nächsten Station - Einmündung der Landstrsse in die B 38 / B47 - überlegten wir noch etwas sorgfältiger, für welche Fahrpur wir den Spruch lesbar darstellen wollen und verbesserten auch nochmals die Verkehrs-Sicherung.
Das Fahrrad wollten wir hier grafisch darstellen. Es war im Stadium einer Skizze und der Beginn des Slogans "PKW..." stand auf der Strasse, als ein Streifenwagen anhielt und eine der drei uniformierten Menschen anfragte, ob unsere Versammlung angemeldet sei. Sie war es nicht. Weiter kam Interesse daran auf, welche Farbe wir verwendeten und wer sich für die Aktion verantwortlich erklären wollte. Nach Aufnahme der Personendaten und einem guten und friedlichen Gespräch über unsere Motivation vereinbarten wir, die Aktion zu beenden.
Da die Botschaft hier unvollendet blieb, entschlossen wir uns, am Sonntag am Keilvelter Hof persönlich anwesend zu sein, um unser Vision mit Hilfe der Info-Materialien vom BUND:
verständlich zu machen. Wir hatten gute Gespräche mit einigen Menschen, welche die Einschätzung teilten, dass Verkehrsplanung bisher zu sehr auf PKW konzentriert war und dass der ländliche Raum bei der Mobilität benachteiligt ist. Wie es auch die Initiative für ein hessisches Verkehrswendegesetz betont, wünschen wir eine Wahlfreiheit für die Menschen zwischen ihnen angemessen erscheinenden Verkehrsmitteln. Die bisherigen Angebote des öffentlichen Nahverkehrs werden nur von sehr entsclossenen Menschen angenommen. Es fehlt bisher die Infrastruktur für Bedarfs-gerechten öffentlichen Nahverkehr. Ein wesentlich flexibleres System von Bussen, das der realen Nachfrage mit weiterentwickelter IT-Infrastruktur gerecht werden kann, wäre Bedingung dafür, dass sich nicht die Gesellschaft in zwei Gruppen spaltet: Menschen, die weiterhin den PKW als einziges Vehikel akzeptieren und jene, die wenigstens zum ersten Knotenpunkt für gut getakteten Busverkehr oder zum Bahnhof Fahrrad fahren.
am Sonntag bei Keilvelter Hof. Das Fahrrad sehen wir als das erste intelligent entwickelte Transportmittel an und die Varianten der elektrischen Antriebsunterstüzung empfinden wir als durchaus legitim. Wünschenswert wäre es, das Geschwindigkeitslimit für Pedelecs (25 km/h Motor-unterstützt) zu ändern, damit auf den Strecken im Tal eine Konkurrenz-fähige Transportzeit erreicht wird. Umdenken wünschen wir uns bei der Entwicklung der Antriebe und Fahrrad-Konstruktionen. Wir wissen, dass unter 15 kg einfach realisierbar wären und dass bei mehr Gewicht bereits bessere Schutz der Verkehrsteilnehmer (leichte Verkleidungen...) und höhere Zuladungsfähigkeit machbar sind. Dazu muss der Wille (von menschen, welche Fahrzeuge entwickeln) vorhanden sein. Wie vor über 50 Jahren der relativ sinnloes Wille enorm stark war, auf den Mond zu fliegen...
unglaublich: Elektro-Mobilität ist intelligent möglich?
nun geht es gegen das Pedelec in der klassischen Variante (im Volksmund "E-bike", das scheint aber nach der Normung falsch zu sein). Die Idee: schmeiss dein Fahrrad weg und hole dir ein Monster mit 26 kg in den Keller! Wenn du Glück hast, schaffst du es, das Gerät hoch zu tragen... Wehe, der Akku ist leer! Das Ding lässt sich mit menschlicher Kraft kaum bewegen - spätestens, wenn ein Anstieg kommt.
Nun: es geht intelligenter! Ich durfte ein Jahr meines Lebens in Tirol verbringen und der Zufall (?) wollte es, dass gerade in der Nachbargemeinde - Wörgl - von dem inzwischen wieder ausgestorbenen Unternehmen Vivax der wahrlich geniale Antrieb "Vivax assist" entwickelt und vertrieben wurde. Und auf der Eurobike 2018 - europäische Leitmesse für das Zweirad in Friedrichshafen - konnte ich es fahren: das elektrisch unterstütze Rennrad mit 10 kg Masse! Ein Rohrmotor in ein gewöhliches rundes Sitzrohr eingebaut, der Akku als Trrinkflasche getarnt. Ich träumte eine Weile davon, die etwa 6.000 € übrig zu haben und während des Träumens kam der Konkurs von Vivax :-(
Jedoch drehte sich die Welt weiter und im Jahr 2022 ist käuflich und fahrbar: add-e (link) : 3 kg Zusatzmasse an dein vorhandenes Fahrrad und du bist elektrisch mit bis zu 600 Watt (ein Pedelec liefert 250 Watt) unterwegs. Wieder aus Österreich! (Villach in Kärnten).
Ich fahre add-e seit wenigen Wochen und lerne dabei. Es ist anders als Pedelec! Die Unterstützung durch den Motor findet mit konstanter Leistung (in 5 Stufen am Lenkerschalter wählbar) statt. Das heisst: du bekommst vom Motor zum Beipeil 50 Watt (geringste Leistung), unabhängig davon, wie viel Leistung du selbst zum Antrieb beiträgst. "Gemütliches Pedalieren" ermöglicht dann, dass der Motor deutlich mehr arbeitet als du. Das geht aber auch mit 600 Watt bei Motor-Höchstleistung (der mittlere Akku mit 300 Wattstrunden Kapazität ist nach einer halben Stunde leer). Das Ding ist dann eine Rakete (und darf so auf öffentlichen Starssen nicht gefahren werden. Ich mache die Testfahrten bei ungedrosselter Leistung daher auf einem Salzsee in USA ;-). Eigentlich sind die 600 Watt übertrieben. Hat dir aber jemand empfohlen, zum Badesee zu fahren, der eine viertel Stunde entfernt (^^) ist, brauchst du vielleicht dieses eine Mal die Rakete. Der gute Mensch dachte noch in fossilen Rubriken: PKW-Transport!
Ich befürchtete: der Reibrollen-Antrieb vom Motor auf den Hinterreifen sei laut. Stimmt nicht! Bisher fällt mir nur eine einzige Schwäche auf: der Antrieb ist nichts für hardcore-Geländefahrten! Erstens wackelt der schwere Motor über Stock und Stein so, dass man Angst um die Investition (in meinem Fall 1.320.- €, all iuclusive) bekommt und zweitens bekommen wir ein Schlupf-Problem: der Motor dreht durch und heult dabei wegen hoger Drehzahl laut auf, wenn die gewählte Motorleistung sehr hoch im Vergleich zur Leistung auf den Pedalen ist! Die Elektronik stellt ihn dann direkt ab ("Schlupf-Regelung") und er muss (mit dem Lenker-Fernschalter) frisch gestartet werden. Aber für die Strasse: erste Sahne! Und bedenke: du brauchst eine einzige Antriebsaeinheit für alle deine Lieblingsfahrräder und diese müssen "nur" mit den beiden Halterungen (für Motor und Akku) aufgemotzt werden! Du hast nur ein Fahrrad? Ach so...
Testfahrt und Verleih sind möglich.
Bedingung: keine Wattsekunde Netzstrom kommt in den Akku. Es gilt - puristisch - nur Insel-PV-Strom!
Aktuell (Juli 2022) mache ich den Testlauf an meinem Alltags-Fahrrad: ein "MTB" mit etwas Strassenausstattung und sehr glatten Reifen. Zunächst gab es grosse traktions-Probleme: wegen zu geringen Anpressdrucks der Motorrolle auf den reifen gab es unter hoher Belasteung (zum Beispiel bei hoher Motorleistung und greingem eigenen beitrag zum Antrieb am Anstieg) zu Schlupf (Durchdrehen des Motors ohne Kraftübertragung und in Folge Abschaltung durch die "Schlupofregelung"). Das ist sehr unangenehm und tendenziell der ko-Schlag für die Lösungsidee. Daher bemühte ich mich intensiv um Nachjustierung der Motor-Halterung - bisher erfolgreich. Aber ich bin noch im Testlauf, denn eigentlich fahre ich nach wie vor vorwiegend ohne den Motorantrieb.
Was nun soll ein Gehzeug bedeuten?
Zweierlei: zum Einen ist es die Mensch-gemässeste Art der Fortbewegung überhaupt: einen Fuss vor den anderen setzen.
Zum Anderen zeigt es, wie aberwitzig das ist: für ein bisschen Mensch mit 70 kg wird ein Gerät bewegt, das 20 mal so viel wiegt, 4 Meter lang und 1,80 m breit ist. Stinkt, lärmt, kostet viel Geld und ist gefährlich. Wenn es einen Schaden hat, brauchst du eine Fachwerkstatt. Verdammt bequem allerdings für dich, wenn du innen sitzt: von A nach B kommst du, "ohne etwas zu tun". Und für die anderen?
Ein paar Aspekte die gegen motorisierten Individualverkehr des alten Stils sprechen
Das kompakte Buch "Die gesellschaftlichen Kosten des Autoverkehrs" beschrieb bereits 1980 (vielleicht überlegst du kurz, wie lange das her ist!) umfassend, welche Opfer seit Jahrzehnten gebracht werden, um diesem "Fossil" von 1886, das, so als ob es von selbst führe, den Kosename "Auto" bekam, den Lebensraum zu sichern.
Raum, der ansonsten für Menschen, Tiere und Pflanzen verfügbar wäre.
1953 wurde in Kassel die erste Fussgängerzone Deutschlands eingerichtet. Freilich gegen dümmlichen Widerstand von ängstlichen Geschäftsleuten geriet ein wenig Lebensqualität in städtische Räume zurück. Heute haben die meisten Menschen verstanden, dass es besser ist, wenn man beim Stadtbummel nicht überfahren wird. Aber viel weiter gingen die Reformen nicht! Stadtteile und Gemeinden, die dem motorisierten Verkehr nicht die Gestaltungshoheit über die bebaute Landschaft geben, sind nach wie vor exotisch.
Es müssen nicht alle Fakten vielfach aufgezählt werden. Der BUND hat kompakte und dabei erschütternde Informationen anschaulich zusammen getragen. Einen umfassenden Überblick gibt dir der Mobilitätsatlas der Heinrich-Böll-Stiftung.
Auch bei VCD, ADFC, Projektwerkstatt... kannst du lesen, bis dir die Augen ausfallen. Und ich verweise immer wieder gern auf die "Wuppertalstudie" von der die wenigsten Menschen mehr kennen als den umgangssprachlichen Namen. Aber es reicht ganz wenig an vernünftigen Gedanken und du findest den (einzigen) Lösungsweg. (Abgesehen von der Option, dass deine und meine Enkel nur noch Überlebenskampf gegen die Katastrophen zum Lebensinhalt haben sollen, welche wir seit über 50 Jahren produzieren.)
Bitte lass dir diesen Quatsch nicht erzählen: Strom in den Tank statt Benzin und schon ist die Welt gerettet? Die Konzerne, die allesamt inzwischen das elektrische Geschäft wittern und gern schon so tun, als hätten sie gestern nicht noch die Parole "schneller, grösser, schwerer" ihre (Benzin- und Diesel-) SUVs vermarktet, ja, die kann man damit retten. Tatsächlich geht es jetzt darum, dass du deinen Alltag neu organisierst. Du könntest Fahrrad fahren...
Selbstverständlich auch: politisch veränderte Rahmenbedingungen. Aber der ausgestreckte Zeigefinger ist eine Falle. WIr haben nur 23 läppische Jahre, um die Klimaneutralität zu erreichen. Das ist Zielvorgabe im (Bundes-) Klimaschutzgesetz II. Keine Zeit für dummes Geschwätz mehr. Seit wann kann man "die gesellschaftlichen Kosten des Autoverkehrs" lesen? Ja, seit 42 Jahren. Wann hat der Club of Rome "Die Grenzen des Wachstums" bekannt gegeben? Wann fiel die Berliner Mauer?
Wie könnte es weiter gehen
Zuerst Ernüchterung! Es reicht nicht, wenn wir einen radikalen, unglaublich schnellen Wandel bei der Mobiltät schaffen! Ein zweites riesiges Problem ist verschwenderischer Umgang mit Wohnfläche und bei der Beheizung von Gebäuden!
Da die zitierte Literatur alles ausführlich darlegt, nur Stichworte:
Chronologie der Ereignisse rund um Klimaschutz nach dem "Klimastreik" 2019
2021 - spät im Jahr: genau das richtige Bundestags-Wahlergebnis?
Bedenklich stimmt, dass die Regierungsbildung ohne AfD und ohne CDU nur äusserst knapp gelang. Trotzdem ging ein Aufatmen durch das Land, was die Chancen der Erreichung von "Klima-Neutralität" in angemessener Zeit angeht. Während einige Anreize für die deutliche Beschleunigung der Energiewende im Gebäudesektor den Sanierungsmarkt beleben, bedrohen Lieferengpässe und Preisturbulenzen so wie der Fachkräfte-Mangel gleichzeitig die Trenwende.
Gleichzeitig: sehr düstere Aussichten bei der Mobilität. Der ÖPNV wird durch Infektionsgefahr und Pandemie-Vorsorge zurück geworfen. Eine Bereitschaft, die Mobilität radikal neu zu entwerfen sehe ich hinter den Windschutzscheiben nicht! Man hält an der fatalsten Fehlentwicklung aus dem 20.Jahrhundert (1.200 kg "Leergewicht" eines PKW, um 20 kg Kind in die Kita zu transportireren...) verkrampft fest, als ginge es gleich ums nackte Leben, wenn man einmal aus der Blechkiste aussteigt und die beste Erfindung des 19. Jahrhunderts - das Fahrrad - nutzt.
2021 - Überarbeitung des Klimaschutzgesetzes (2019) zugesagt
Ein überraschendes Urteil des Bundesverfassungsgerihts machte es möglich: im Mai 2021 sagte die bunderegierung eine Überarbeitung des Bundes-Klimaschutzgesetzes unter reduzierung der Emissions-Kontingente und Präzisierung von Grenzwerten für den Zeitraum nach 2030 zu!
Ende 2020 - die Medien interessierten sich also seit vielen Monaten für Corona, Corona und Corona - veröffentlichte das Wuppetal-Institut eine sehr denkwürdige Studie. "fridays for future" war Auftraggeber und die GLS-Bank förderte das Projekt finanziell.
Wie Deutschland bis 2035 CO2-neutral werden kann
Das Übereinkommen von Paris formuliert 2 Grad Erwärmung als verbindliche Obergrenze, um Folgen des Klimawandels verkraftbar zu halten, favorisiert aber zugleich die ehrgeizigere Marke: 1,5 Grad.
Wuppertal-Studie (2020) - was ist der Unterschied?
Der Annahme folgend, dass "Klimaneutralität" bereits im Jahr 2035 erforderlich ist, um die ehrgeizigere Marke von nur 1,5° Erwärmung aus dem Übereinkommen von Paris einzuhalten, beschreibt die Studie ein Szenario aus Entwicklungen in den Schlüsselsektoren, welches diese deutlich schnellere Reduzierung des Treibhausgas-Aussosses möglich machen könnte.
Meine persönliche nochmals komprimierte Zusammenfassung des Kapitels "1 Zusammenfassung" der Studie:
Mir ist es lieber, wenn du selbst in der wirklich sehr verständlichen Studie nachliest, als wenn ich hier zu ausführlich werden muss. Nur wenige "Streiflichter" (wörtliche Zitate!):
Ich empfehle: du wählst dir einen beliebigen genannten Punkt aus der Liste, bei dem du dich als kompetent empfindest und befrägst dich selbst zu meiner provokativen These:
Es muss alles anders werden!?
Eine Anregung zur Einschätzung des Zeitraums, auf den sich die genannten Wandlungen beziehen (15 Jahre!):
Die entsetzliche trennende Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten fiel vor nunmehr 31 Jahren. Dass Neill Armstrong den Mond betrat, ist über 50 Jahre her. Wie schnell demnach 15 Jahre verfliegen...
Klimaschutzgesetz (2019) - was bringt es?
Ich möchte das Gesetz, welches noch im Jahr 2019 in Folge des historischen "Klimapakets", verabschiedet wurde nicht "klein reden". Es setzt die "Klimaneutralität" bis zum Jahr 2050 für Deutschland als verbindliches Ziel und liefert auch klare Marken für zulässige Klimagas-Emissionen in den Jahren 2020 bis 2030, welche dieses Ziel realistisch erscheinen lassen. Wer sich die dort verankerten Zahlen genauer anschaut, wird feststellen, dass bereits diese Entwicklung alles, was zuvor an "Rettungsmassnahmen" umgesetzt wurde, als Kleinigkeit erscheinen lässt. Wenn also diese Grenzwerte in den kommenden Jahren wirklich eingehalten werden, ist das ein radikaler Kurswandel!
Meiner Meinung nach haben allein die umfassenden Beschränkungen von Kontakten und Mobilität im Jahr 2020 einen Rückgang der Treibhausgas-Emissionenn im Sektor Verkehr ermöglicht und das böse Erwachen könnte bereits in 2021 folgen. Der erstmals Anfang 2021 veröffentlichte Projektionsbericht (im Klimaschutzgesetz verankert) lässt eine Zielverfahlung bezogen auf die verbindlichen Emissions-Kontingente des Klimaschutzgesetzes vermuten. Herausragend sind dabei die erheblich zu hohen Emissionen, die in den Sektoren Verkehr und Gebäude erwartet werden - beide mit einem hohen unmittelbaren Beitrag des privaten Konsums an den Emissionen.